Altes Wissen – Neu Erleben – 25

ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
19. März 2008

Wacholder

„Esst Kranewitt und Bibernell, dann sterbt ihr nit so schnell“! Dieses Zitat aus dem Mittelalter zur Bekämpfung der Pest, habe ich schon in einem vorigen Artikel bei der Bibernelle erwähnt. Die Anwendung von Kranewitt bzw. gemeinem Wacholder (Juniperus communis) hat tatsächlich eine vielseitige gesundheitliche Bedeutung. Schon bei den Germanen war der Wacholder eine Opfergabe an die Götter. Das Räuchern mit Wacholder dient auch bis heute zum Desinfizieren von Häusern und Krankenzimmern, da er die bösen Geister in Form von schädlichen Mikroben vertreibt. Seinen Namen hat der Wacholder vermutlich vom althochdeutschen Queckholder, was so viel wie Wachhalter oder Muntermacher heißt. Sicher ist damit nicht der Gin gemeint, der aus Wacholderbeeren destilliert wird. Ende des 19. Jhdts. empfiehlt Pfarrer Kneipp zur Magenstärkung eine Kur, die mit dem Verzehr von vier Beeren täglich beginnt, danach die folgenden neun Tage die Dosis um eine Beere erhöht, anschließend die Reihenfolge umdreht, um dann nach insgesamt drei Wochen wieder bei vier Beeren anlangend die Kur zu beenden. Die ätherischen Öle der Beeren geben auch verschiedenen Küchengerichten einen hervorragenden Geschmack. Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass wir daheim manchmal mit Ästen und Holz vom Wacholder Speck geselcht haben. Der Wacholder ist jedoch schon seit einiger Zeit vom Aussterben bedroht und ist deshalb streng geschützt. Dass die Wacholderbeeren magenstärkend wirken sollen, ist seit Kneipp bekannt, der medizinische Haupteinsatz gilt aber bei bestimmten Nierenerkrankungen und Entzündungen der ableitenden Harnwege. Sein Einsatz ist aber umstritten, da angeblich die ätherischen Öle nierenreizend wirken sollen. Auf alle Fälle sollte man in der Schwangerschaft und bei akuten Nierenerkrankungen, die sowieso von einem Arzt abgeklärt werden müssen, auf eine Einnahme von Wacholderbeeren verzichten.
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