Nr.105

Mistel

Viscum album

Familie Sandelholzgewächse (Santalaceae)
Blütezeit
Region
Pienkenhof_NaturundKultur

In der nordischen Mythologie verbannte Freya, die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, die Mistel in die luftige Höhe der Bäume, nachdem der listige, verschlagene Gott Loki ihren Lieblingssohn, den Lichtgott Baldur, mit einem Mistelpfeil getötet hatte. 

In der Volksmedizin wurde die Mistel bis heute hauptsächlich bei Bluthochdruck im Alter eingesetzt.

Die Mistel selber gilt, bis auf die klebrigen Beeren, als giftig – also Vorsicht!

Einen besonderen Stellenwert hat die Mistel in der Krebstherapie. Der Begründer der Anthroposophie, Dr. Rudolf Steiner, hat in den 1920er Jahren die Mistel als Krebsmittel empfohlen. Als Verfechter der Signaturenlehre hat er der Mistel, die so außerhalb jeder Norm wächst, eine Heilwirkung gegen eine Krankheit wie Krebs prognostiziert, bei der Zellstoffwechsel und Zellteilung auch außerhalb jeder Norm ablaufen. Der Halbschmarotzer trotzt nicht nur den Jahreszeiten, indem er im Winter blüht, die Mistel scheint sich auch der Schwerkraft nicht bewusst zu sein. In einer kugeligen Form hängt sie von den Bäumen herunter, anstatt aufrecht aus einer Wurzel zu wachsen. Besonders auf Apfelbäumen und Pappeln, aber auch auf Nadelbäumen, wie den Weißtannen, ist sie zu finden. Eichenmisteln findet man dagegen in unseren Breiten nicht. Aber im Weinviertel hat sich auf den Eichen ein anderes Mistelgewächs verbreitet – die Riemenblume (Loranthus europaeus), die allerdings gelbe Beeren hat.