Altes Wissen – Neu Erleben – 10

ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
22. August 2007

Heilziest

Der Heilziest (Stachys officinalis oder auch Betonica officinalis) ist eine, wie ich meine, zu unrecht vergessene Heilpflanze. Der Lippenblütler genoss schon zur Zeit der Kelten als Räucherpflanze zum Schutz gegen böse Geister großes Ansehen und wurde in der Antike von Griechen und Römern als Allheilmittel gepriesen und verehrt. Bei uns wurde er früher unter der Türschwelle vergraben, um Glück und Segen ins Haus zu bringen bzw. kein Unglück hineinzulassen.  Später wurden Wurzeln, Blätter und Blüten gesammelt, allerdings findet man nur noch Blätter und Blüten in alten Volksrezepten. Das blühende Kraut wird zu Tee, Tinkturen, Umschlägen, aber auch als Kräuterbad hauptsächlich zur Nervenberuhigung eingesetzt. Bei uns im Mühlviertel ist der Heilziest seltener geworden und in manchen Regionen Mitteleuropas ist er streng geschützt. Bei mir am Pienkenhof in Kefermarkt fällt er jedem Besucher sofort auf. Seine purpurroten Blüten sind besonders bei den Hummeln sehr begehrt, aber auch meine Bienen sind davon begeistert.  Die Palette der Einsätze des Heilziests war, wie gesagt, früher sehr groß. Narben sollen besser verheilen, wenn sie mit Umschlägen mit Blättern gepflegt werden. Durch ihren  Gerbstoffgehalt wurde sie als Gurgelmittel bei Halsschmerzen und gegen Durchfall eingesetzt. Bei schwacher Verdauung kam die bittere Wirkung des Heilziest zum Einsatz. Gleichzeitig galt er schon immer als blutstillend und schleimlösend. Auch Asthmakranken verhalf dieses Kraut zu großer Linderung. In der klassischen Homöopathie wird der Heilziest hauptsächlich bei Menschen mit Nervenleiden, sofern auch andere Zeichen darauf hindeuten, eingesetzt. Leider findet diese, zu den Betonien zählende Pflanze in der modernen Pharmakologie keine Verwendung mehr, obwohl der botanische Name mit officinalis endet, was so viel wie „offiziell arzneilich gebräuchlich“ heißt.
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