ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
2. Mai 2007
Der Löwenzahn
Pusteblume wird er von den Kindern genannt, in manchen Regionen Europas ist er auch bekannt als Bettsoacha. Gemeint ist der Löwenzahn (Taraxacum officinalis). Bettsoacha bzw. Bettpisser deshalb, weil die Wurzel des Löwenzahns neben einer stoffwechselanregenden auch eine immens wassertreibende (diuretische) Wirkung hat.
Zur Zeit Hildegards von Bingen, also vor ca. 900 Jahren war der Löwenzahn eine seltene Pflanze. Heutzutage sieht man die gelben Blüten zu tausenden meistens auf stickstoffreichen Böden, aber auch an allen möglichen Plätzen.
Wegen der gelben Farbe wurde er von den Kennern der Signaturenlehre für Gelbsucht und für Probleme der Harnorgane eingesetzt. Die moderne Pharmakognosie (Lehre der Inhaltsstoffe) bestätigt großteils diese Anwendungsmöglichkeiten.
Die jungen Blätter im Frühjahr wirken durch ihre Bitterstoffe galleanregend und eignen sich neben der Brennnessel, der Brunnenkresse, dem Giersch, dem Scharbockskraut und v. a. hervorragend zur blutreinigenden Frühjahrskur.
Besonders der Salat aus frischen, jungen Löwenzahnblättern und Kürbiskernöl ist sehr schmackhaft.
Wichtig erscheint mir der Hinweis, das Kraut nicht an stark überdüngten Wiesen zu sammeln, wo es mitunter sehr häufig vorkommt.
Der weiße Milchsaft des Löwenzahns wurde früher ebenso wie das Schöllkraut, oder auch Warzenkraut (Chelidonium majus) genannt, zur Austreibung von Gallensteinen verwendet. Bei beiden wurde schon in der Antike beobachtet, dass sie auf dem Weg zum Sonnenlicht durch Gemäuern und Felsen brechen. Daraus schloss man, dass sie auch Gallensteine zerkleinern und zur Ausscheidung bringen können. Heute wird aber medizinisch davon abgeraten, also bitte keine Selbstversuche.
Eine gelb blühende Wiese erfreut nicht nur das Auge. Eine Löwenzahnblüte im Frühling, für nur 10 Minuten einfach zu betrachten, lässt die Alltagssorgen verblassen und ist Balsam für unsere Seele. Probiert es aus!
Der Löwenzahn gehört sicher neben der Brennnessel zu den häufigsten Wegbegleitern unserer Zivilisation. Er zeigt uns unaufhörlich, wie man scheinbar allen Umweltgiften trotzt, und gibt uns sicherlich dadurch Anlass, sich etwas mehr mit diesem wunderbaren Heilkraut zu beschäftigen.