ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
18. April 2007
Die Brennnessel
Das bekannteste Heilkraut in unseren Breiten ist sicherlich die große Brennnessel (Urtica dioica). Schon in der Antike verwendete Dioskurides, Arzt und Pharmakologe unter Kaiser Nero, die Brennnessel, die hohes Ansehen genoss, für verschiedene Blasenleiden und gegen Rheumatismus. Im Mittelalter hat auch Hildegard von Bingen ihre Heilkraft zu würdigen gewusst und das junge frische Brennnesselkraut zur Magenreinigung im Frühjahr empfohlen.
Übrigens sind die jungen, frischen Brennnesselspitzen eine bewährte „Blutreinigungskur“ im Frühjahr. Sie können zu verschiedenen Gerichten, insbesondere Spinat, verarbeitet werden. Für Erkrankungen der Nieren und der Blase wird das blühende Kraut verwendet, aber natürlich nach Absprache mit dem Arzt. Die positive Wirkung der Brennnesselblätter bei rheumatischen Erkrankungen ist mittlerweile sehr gut untersucht, ebenso die Wirkung der Wurzel, die eine Verbesserung der Symptome bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) aufweist.
Die Brennhaare gleichen Injektionsnadeln, die eine lokale Entzündung bewirken, und sind meines Erachtens hervorragende „Impfmöglichkeiten“ gegen Rheuma – und dies ohne Nebenwirkungen, wenn man vom Schmerz und der leichten Rötung absieht.
Die Brennnessel ist überhaupt ein interessanter Beweis dafür, wie genial in der Natur alles ausgerichtet ist. Viele Wissenschaftler meinen leider immer noch, die Natur korrigieren zu müssen, anstatt sich an ihr zu orientieren. So werden meistens aus pharmakologischen Gründen die einzelnen Inhaltsstoffe extrahiert, anstatt die ganze Pflanze zu verwenden. Wichtige Inhaltsstoffe der Brennnessel sind neben Kalium und Calcium insbesondere Eisen und Vitamin C. Das Vitamin C ist dafür verantwortlich, dass Eisen optimal aufgenommen werden kann. Eisen braucht der Körper u. a. zur Herstellung von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), somit auch für die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die für den Sauerstofftransport von der Lunge zur Zelle notwendig sind.
Da ist es kein Wunder, dass dieses Kraut die Sünden der Wintermonate eliminiert, die Frühjahrsmüdigkeit vertreibt und Kraft für die nächsten Monate gibt.
In der nächsten Folge geht es um den Löwenzahn!