ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
23. Jänner 2008
Bibernelle
Die kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) wird leider, auch in namhaften Büchern, oft verwechselt mit dem Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), der volkstümlich ebenso Pimpernelle genannt wird, daher die Verwechslung. Während die Bibernelle zu den Doldenblütlern zählt, ist der kleine Wiesenknopf ein Rosengewächs, dessen Blätter nach Gurken schmecken und daher als Frühlingsgemüse Verwendung finden. Da die Wurzel der Bibernelle angeblich nach Geißbock riecht bzw. stinkt, heißt ihr volkstümlicher Name auch Bockwurz. Im Mittelalter wurde die Bibernellwurzel gegen die Pest eingesetzt. „Esst Kranewitt und Bibernell, dann sterbt ihr nicht so schnell“, war in diesen Zeiten ein gängiger Spruch. Als Heilmittel wurde die Wurzel im Mittelalter vor allem bei Durchfall, Leber- und Gallenerkrankungen, Lungenkrankheiten und Heiserkeit verwendet. Die moderne Pharmakologie gesteht der Bibernelle eine positive Wirkung bei Entzündungen der Atemwege zu. Besonders bei Kindern sind pflanzliche Medikamente mit Bibernelle beliebt, da die ätherischen Öle der Wurzel neben der auswurffördernden Wirkung auch einen angenehmen Geschmack verleihen und, wie ich meine, nicht nach Ziegenbock stinken. Auch professionelle Sänger und Sprecher vertrauen oft bei Problemen mit den Stimmbändern auf diese wunderbare Pflanze. Die Doldenblütler sind oft schwer zu unterscheiden. Daher ist es sinnvoll, nur solche Pflanzen bzw. ihre Teile zu ernten, die man auch kennt. Neben für den Menschen sehr gesunden Arten, wie Giersch, Pastinake oder Möhren, gibt es auch sehr giftige, allen voran den gefleckten Schierling (Conium maculatum), an dessen Gift auch der antike griechische Philosoph Sokrates starb (Schierlingsbecher). Da es in jeder Apotheke, aber auch in vielen Arztpraxen Bibernellwurzeltee zu erwerben gibt, ist dies der sicherere Weg.
Nächste Folge: Wegerich