Altes Wissen – Neu Erleben – 18

ALTES WISSEN – NEU ERLEBEN
12. Dezember 2007

Mistel

Bei unseren Vorfahren wurde die immergrüne Mistel (Viscum album) als geheimnisvolle Zauberpflanze verehrt. In dunklen Winternächten schützte man sich damit vor bösen Geistern In der nordischen Mythologie verbannte Freya, die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, die Mistel in die luftige Höhe der Bäume, nachdem der listige, verschlagene Gott Loki ihren Lieblingssohn, den Lichtgott Baldur, mit einem Mistelpfeil getötet hatte. Botanisch ist die Mistel eine sehr interessante Pflanze. Der Halbschmarotzer trotzt nicht nur den Jahreszeiten, indem er im Winter blüht, die Mistel scheint sich auch der Schwerkraft nicht bewusst zu sein. In einer kugeligen Form hängt sie von den Bäumen herunter, anstatt aufrecht aus einer Wurzel zu wachsen. Besonders auf Apfelbäumen und Pappeln, aber auch auf Nadelbäumen, wie den Weißtannen, ist sie zu finden. Eichenmisteln findet man dagegen in unseren Breiten nicht. Aber im Weinviertel hat sich auf den Eichen ein anderes Mistelgewächs verbreitet – die Riemenblume (Loranthus europaeus), die allerdings gelbe Beeren hat. In der Volksmedizin wurde die Mistel, ein Saturngewächs mit Mondeinfluss,  hauptsächlich bei Bluthochdruck im Alter eingesetzt. Bei Tinnitus (Ohrensausen) und altersbedingtem Rheuma findet die Mistel, wenn auch wissenschaftlich nicht eindeutig belegt, ebenso Anwendung (getrocknetes Kraut bis 12 Stunden kalt ansetzen – leicht erwärmen).Auch die Homöopathie setzt Viscum D6 hauptsächlich bei Schwindel und Hypertonie ein. Einen besonderen Stellenwert hat die Mistel in der Krebstherapie. Der Begründer der Anthroposophie, Dr. Rudolf Steiner, hat in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Mistel als Krebsmittel empfohlen. Als Verfechter der Signaturenlehre hat er der Mistel, die so außerhalb jeder Norm wächst, eine Heilwirkung gegen eine Krankheit wie Krebs prognostiziert, bei der Zellstoffwechsel und Zellteilung auch außerhalb jeder Norm ablaufen.

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